Angie Beyer

Naturmusizierende Vögel

Vogelwesen bevölkern das bildnerische Schaffen von Angie Beyer, oft in der Tätigkeit des Musizierens. Angie Beyer hat eine besondere Zuneigung zu diesen Geschöpfen, jenen Gestalten des Flüchtigen, die nach einer kurzen überraschenden Begegnung mit Gezeter wieder entschwinden, die frei davonfliegen. Mit ihnen hat sie früher oft kommuniziert.

Vielleicht waren sie die letzten, die sie wahrgenommen hat und die sie wahrgenommen haben: Damals, als sie unfreiwillig in einer Klinik leben musste, weil sie sich immer wieder selbst schädigte, damals, als man sie oft in allerletzter Minute in der parkähnlichen Gartenlandschaft von Vitos Rheingau fand. Jener Moment, wo vier wache Augen sich begegnen und in dem man entschwebt, in Ohnmacht, vielleicht für immer. Vielleicht waren sie aber auch nur eine willkommene Abwechslung beim Blick aus dem Fenster, Hoffnungsträger, Gesprächspartner. 

Angesichts jener alten Verzweiflung erscheinen die Bilder von Angie Beyer heiter, quirlig, voller Lebenselan. Menschenähnlich, in Aktion und Interaktion, wie in einem Comicstrip sind ihre Gestalten. Und bunt. Schwarz, Gold, Rot hilft dem Maler aus der Not. Die etwas despektierliche Äußerung könnte im Falle von Angie Beyer eine ganz neue Bedeutung bekommen. Schnell sind sie gemalt, roh, voller Ungeduld: auf Tischen, Stühlen, Schränken, Musikinstrumenten und natürlich Vogelhäuschen. Man findet sie auf Buchdeckeln und als Drucke. Sie laden dazu ein, Geschichten zu erspüren, zu erfinden und weiterzuerzählen. 

Das „Naturmusizierende Vögel Verkaufsbüro“ ist allerdings nicht ganz ohne Kalkül entstanden. In vielen Ausstellungen des Ateliers stand es ein wenig abseits wie ein Museumsshop. Viele kleinere Arbeiten von ihr sind hier en passant erhältlich. Angie Beyer avanciert zur versiertesten „Kunstfachverkäuferin“ ihrer eigenen Werke.