Nur kurze Zeit nach seiner Kriegsverletzung (der Amputation seines rechtes Armes, seiner Schreibhand), nur fünf Jahre nach seinem Aufbruch in die poetische Moderne schrieb Blaise Cendrars im Sommer 1917 in einer abgeschiedenen Scheune in Frankreich seinen Text L‘Eubage - Aux antipodes de l‘unité.


Das poetische Protokoll mit dem deutschen Titel ,Im Hinterland des Himmels‘ beschreibt die interstellare Reise des ,Eubage‘, eines keltischen Urpriesters, in zwölf kurzen Kapiteln, die dem Zyklus der Monate entsprechen, durch ein ebenso phantastisches wie hoffnungsträchtiges Weltall - vergleichbar und immer wieder verglichen mit einer Reise durch den menschlichen Geist.


Ein Riss vom Dach des Alls: eine geflügelte Isetta (mit Frankfurter Nummernschild) hebt ab und trifft auf eine schlangenhäutige Interpretation des Sternbildes Stier, getroffen vom Kometenbeschussapparat zieht Apollo schwarze Streifen hinter sich her. Boink ist kein Bufo (bisher unbekanntes Flugobjekt) sondern ein Rechtschreibfehler. Ein Da-Vinci-Paragleiter schwebt die Küste des Lichtes entlang geradewegs zu auf den ausgeweideten Kadaver des Riesenschmetterlings im Miniaturformat mit den isochromatischen Flügeln.


Seit vielen Jahren nutzen auf Anregung von Helmut Mair, künstlerischer Leiter des offenen Ateliers des Psychiatrischen Zentrums Vitos Rheingau, Deutschland, die Klienten, Besucher und Künstler des Ateliers Texte von Blaise Cendrars als Inspirationsquelle für ihre oft recht eigenwilligen Interpretationen. Mehr als fünfzig Menschen mit Psychiatrieerfahrung, kurzer und lebenslanger, nahmen die zwölf Kapitel des Buches ‚Im Hinterland des Himmels‘ als Impuls, diese Reise ‚zu den Antipoden der Einheit‘ zeichnerisch umzusetzen.


Die Ausstellung im Schweizerischen Psychiatriemuseum in Bern, einer frühen Wirkstätte Cendrars', zeigt circa 300 Tiefdrucke, die im Atelier von Vitos Rheingau entstanden sind.

Die Ausstellung wird ergänzt durch die Lesungen zweier Werke von Blaise Cendrars: 'Im Hinterland des Himmels - zu den Antipoden der Einheit' und 'Moravagine' gelesen von Michaela Wendt mit musikalischer Begleitung durch Fredy Zaugg






Schweizerisches Psychiatrie-Museum · Bolligenstrasse 111 · 3000 Bern |

Vernissage · Freitag, den 17. Oktober 2014, 17:00 Uhr |

Lesung · ‚Im Hinterland des Himmels‘ · Michaela Wendt, Bern · Musik: Fredy Zaugg, Klarinette · Freitag, den 14.11.2014 · 19:00 Uhr |

Lesung · ‚Moravagine‘ · Michaela Wendt, Bern · Freitag, den 5.12.2014  · 19:00 Uhr |

Ausstellungsdauer bis 5.12.14 | weitere Informationen: www.psychiatrie-museum.ch

Flyer zur Ausstellung | Einladung Ausstellungseröffnung | Online Katalog 850 KB




 

«AntiAntiPoden»

Cedric B, "je m´appelle Blaise Cendrars", 2 Farbendruck, 2014

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